Donnerstag, 19. April 2012

4 Jugoslawien, Montenegro, Ulcinj oder wie alles begann

Aber was wäre ein Land ohne seine Bewohner, wir haben während unseres Ulcinj-Urlaubs nur hilfsbereite, liebenswerte Menschen getroffen. Die Krönung war unser Vermieter. Er hieß mit Vornamen Selim, war nur ein paar Jahre älter als wir, hatte eine sehr gut aussehende Frau (Albanerin) und zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen (genannt „Bulldozer“).

Selim war nach eigenen Angaben Bauingenieur und beaufsichtigte den Wiederaufbau der, durch das Erdbeben 1979 zerstörten Altstadt. Er wurde also für dortige Verhältnisse sehr gut bezahlt und da in der Zeit, in der wir vor Ort waren, augenscheinlich niemand am Wiederaufbau arbeitete, hatte er auch nichts zu beaufsichtigen. Somit hatte Selim alle Zeit der Welt, sich um uns zu kümmern.

Er gab uns wertvolle Ausflugstipps und empfahl Cafe´s und Restaurants, oft ging er persönlich mit uns in die entsprechenden Lokalitäten, um uns mit den Besitzern bekannt zu machen. Das führte dazu, dass wir bei späteren Besuchen immer mit großem „Hallo“ willkommen geheißen wurden und die kostenlos servierten Verdauungsschnäpse (Penicillin) bald nicht mehr zu zählen waren. Auch auf der Straße wurden wir nach ein paar Tagen oft von wildfremden Menschen herzlich gegrüßt.

Als ich mir während des Aufenthaltes einen Magen-Darm-Virus eingefangen hatte, fuhr er sogar mit mir zu einer Art Krankenhaus, er kannte natürlich das gesamte Personal und erledigte für mich alle Formalitäten. Obwohl das Wartezimmer voller Menschen war, wurden wir schon nach fünf Minuten aufgerufen, genauer, Selim wurde aufgerufen. Den Arzt kannte er natürlich auch. Die beiden haben dann im Behandlungszimmer erst mal Eine geraucht und dann wurde ich verarztet.

Abends hat uns Selim oft auf unserer großen Terrasse besucht. Wenn er kam, kam er spät, meistens so gegen 23.00 Uhr, er brachte dann Wein mit und wir haben oft bis fast morgens geredet. Verständigt wurde sich in einem Englisch-Deutsch-Kroatisch-Gemisch, lief völlig problemlos. Selim war sehr stolz auf seine Heimat, das klang immer durch, wenn er sagte: „Montenegro – erste in Europa, Ulcinj – erste in Europa, Strand – erste in Europa, Wein – erste in Europa“ usw.

An einem Sonntag hat uns Selim dann zu seinem „Wochenenddomizil“ eingeladen, so eine Art Bretterbude mit fließend kalt Wasser, direkt am Meer (Felsküste). Seine Verwandtschaft aus Amerika war zu Besuch und alles traf sich an besagtem Ort.

Selim verschwand dann, mit einer Harpune bewaffnet, für ca. zwei Stunden. Zurück kam er mit jede Menge Fisch, der wurde dann auf einem improvisierten Irgendwas gegrillt. Die Frauen hatten verschiedene Beilagen mitgebracht und so gab es ein „perfektes Dinner“.
Wein floss natürlich auch in Strömen und auch „Penicillin“ gab es mehr als genug.
Als dann die Montenegriner und Exil-Montengriner auch noch anfingen, Volkslieder anzu- stimmen, geriet der Tag endgültig zu einem weiter Highligh unseres Urlaubes.

Grüße und eine gute Zeit
        

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